Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner – setzen Sie echte Gewaltprävention und Gewaltschutz um!
Unsere Forderung
An: Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner und die BundesregierungÖsterreich hat ein Problem: Jede dritte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen [1]. Alle drei Wochen tötet ein Mann eine Frau. Die Täter sind dabei meist Männer aus dem Bekanntenkreis, (Ex-)Partner oder Familienmitglieder. Doch Femi(ni)zide sind nur die Spitze des Eisbergs männlicher Gewalt, sie beginnt schon viel früher und zieht sich durch alle Ebenen der Gesellschaft.
Die vergangene Regierung stockte das Frauenbudget zwar auf, doch weiterhin fehlt es an einer Gesamtstrategie gegen männliche Gewalt, um physische, psychische und sexualisierte Gewalt zu verhindern [2].
Wir fordern jetzt konsequente Maßnahmen und appellieren an Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner: Setzen Sie echte Gewaltprävention und Gewaltschutz um!
Unsere Forderungen:
1. Mehr Geld für die Prävention: Damit Gewalt gar nicht erst entsteht.
2. Eine flächendeckende Bewusstseins- und Informationskampagne: Damit die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt und das Problem gesamtgesellschaftlich angepackt wird – hier sollten schon die Jüngsten sensibilisiert werden.
3. Geschultes Personal in allen Anlaufstellen, von der Polizei bis hin zur Justiz: Damit Betroffene in Fällen häuslicher Gewalt schnell geeignete Unterstützung bekommen und sich sicher und gut aufgehoben fühlen, wenn sie sich an die Behörden wenden.
Anmerkung: Die Statistiken zu geschlechtsspezifischer Gewalt berücksichtigen größtenteils nur Frauen und Männer. Wir wissen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Geschlechtsspezifische Gewalt betrifft demnach nicht nur Frauen, sondern auch andere Menschen, die als Frauen wahrgenommen werden. Dazu gehören zum Beispiel manche nicht-binäre Personen, oder andere queere Menschen.
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Zusätzlich muss die Finanzierung dieser Präventionsmaßnahmen langfristig angelegt und von Regierungswechseln unabhängig sein. Die Regierung muss berücksichtigen, dass finanziell benachteiligte Personen stärker von Gewalt betroffen sind. Denn: Für Menschen, die in finanzieller Abhängigkeit leben, ist es schwieriger, sich von Gewaltbeziehungen zu lösen.
Zudem müssen FLINTA* nach dem Aufenthalt im Frauenhaus weiterführende finanzielle und organisatorische Unterstützung erhalten. Auch kostenlose psychosoziale Unterstützung von Betroffenen, welche keine juristische Hilfe in Anspruch nehmen wollen oder können, ist enorm wichtig.
2. Eine flächendeckende Bewusstseins- und Informationskampagne: Die Debatte rund um geschlechtsspezifische Gewalt muss frei von falschen, rassistischen Narrativen geführt werden, damit sich der Fokus auf die Prävention und den Schutz von patriarchaler Gewalt betroffener FLINTA* richtet. Femizide dürfen nicht dazu dienen, Vorurteile zu schüren. Um diese Bewusstseins- und Informationskampagne wirkungsvoll zu gestalten, benötigt es genauere Dokumentation der Gewaltfälle und Datenerhebung der Tathergänge.
3. Geschultes Personal in allen Anlaufstellen, von der Polizei bis hin zur Justiz: Für Gewaltbetroffene, die mehrfacher Diskriminierung ausgesetzt sind, ist ein sensibilisierter Umgang bei den Anlaufstellen besonders wichtig, um mögliche Hürden und Berührungsängste abzubauen. Hierzu fordern wir einen Ausbau mehrsprachiger Anlaufstellen mit Diversität des Personals sowie die sichtbare Einbindung von BIPOC 3. Um die Dokumentation von körperlicher und sexualisierter Gewalt gewährleisten zu können, muss eine Vielzahl an unabhängigen Gewaltambulanzen errichtet werden. Dies ist dringend nötig um der niedrigen Verurteilungsrate bei Gewalt gegen FLINTA* entgegenzuwirken.
Femizid steht für die Tötung von Frauen durch Männer, denen sie nahe standen. In diesen Fällen wird auch von Intim-Femizid oder Intimizid gesprochen.
Feminizid ist breiter gefasst und konzentriert sich bei der Frage, wie die Tötung von FLINTA* verhindert werden kann, auf die Rolle staatlicher Institutionen und Akteur_innen. Beispielsweise werden hier Maßnahmen betrachtet, die die Regierung umsetzt oder auch, welche sie nicht einführt [5].
Was bedeutet “FLINTA*”?
Diese Abkürzung steht für Frauen, lesbische Personen und Menschen, die inter, non-binary, trans oder agender sind bzw. sich als solche identifizieren. Der Stern ist ein Platzhalter für alle weiteren Personen, die sich dem Begriff zugehörig fühlen und nicht explizit genannt wurden.
Was bedeutet “BIPOC”?
Die Abkürzung steht für Black, indigenous and People of Colour. Der Begriff bezieht sich damit auf Schwarze, Indigene und People of Colour, also nicht-weiße Menschen. Mit diesem Begriff werden die Identitäten dieser Personen sichtbar gemacht, um Antischwarzem Rassismus entgegenzuwirken und indigenen Gemeinschaften mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.
[2] derstandard.at: Was die Regierung zum Schutz vor Gewalt an Frauen umgesetzt hat
[3] aoef.at: AÖF: Österreichischer NGO-Schattenbericht für GREVIO
[4] Parlament Österreich: Budget 2024: Mittel für Frauenressort um 38,3% auf 33,6 Mio. € aufgestockt
[5]Frauen-gegen-gewalt.de: Merkmale und Tatsachen - bff Frauen gegen Gewalt e.V.