Jahr für Jahr sorgt die Silvester-Böllerei für Verletzte, überlastete Einsatzkräfte und tonnenweise Müll – und trotzdem bleibt sie erlaubt. Dabei ist die Mehrheit der Bevölkerung schon lange für ein Verbot. Fordere jetzt von Innenminister Gerhard Karner: Schluss mit privatem Feuerwerk – für mehr Sicherheit, Ruhe und für unsere Umwelt!
*ab Kategorie F2
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In der Silvesternacht landen jedes Jahr wieder sehr viele Menschen im Spital. Der Grund: Böller und Raketen können schnell sehr gefährlich werden, etwa wenn sie mit zu wenig Sicherheitsabstand zu Menschen abgebrannt werden oder schadhaft sind. In Verbindung mit dem an Silvester verbreiteten Alkoholkonsum gibt es regelmäßig schwere Verletzungen und sogar Tote. Oft sind auch unbeteiligte Personen betroffen. Noch gefährlicher ist illegal verkaufte Pyrotechnik. Diese Sprengkörper entsprechen nicht den gesetzlichen Sicherheitsanforderungen und haben meist eine enorme Zerstörungskraft.
Welche Folgen haben Böller für Umwelt und Tiere?
Gesundheitsrisiko für Menschen: Die großen Mengen abgefeuerter Silvesterkracher führen zu einer sehr hohen Feinstaubbelastung. Viele Messstationen erreichen ihre höchsten Jahreswerte in der Silvesternacht [2]. Vor allem in Großstädten können die Feinstaubwerte in diesen Stunden enorm steigen, weshalb beispielsweise Graz das Böllern verbietet [3]. Die hohen Feinstaubwerte können wiederum vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen zu gesundheitlichen Schäden führen: Laut Nationaler Akademie der Wissenschaften Leopoldina steigt schon bei einer kurzzeitigen Feinstaubbelastung die Sterberate merklich an [4]. Auch müssen dadurch mehr Menschen wegen Asthmaanfällen, Herzinfarkten, Herzinsuffizienz oder Schlaganfällen im Krankenhaus behandelt werden. Die lauten Feuerwerkskörper können ebenfalls die psychische Gesundheit gefährden. Denn viele Menschen, die Kriege miterlebt haben, ängstigen die Geräusche der Explosionen, da es sie in die Kriegssituation zurückversetzt [5].
Umweltverschmutzung: Die Umweltbelastung durch Müll, der bei der Knallerei entsteht, ist enorm. Eine Studie zeigt, dass wir durch den Verzicht auf Böller allein beim Plastikmüll rund 3.500 Tonnen vermeiden könnten [6].
Tierleid: Tiere leiden besonders unter dem Getöse der explodierenden Feuerwerkskörper. Haustierbesitzer_innen kennen das nur allzu gut, wenn Hund und Katze panisch ein Versteck suchen. Aber auch Wildtieren schaden die Explosionen, sie können durch den Lärm sogar sterben: Vögel etwa verlieren leicht die Orientierung, fliegen aufgeschreckt durch die Gegend und fallen dann vor Erschöpfung vom Himmel. Deshalb warnt zum Beispiel eine Studie aus Österreich vor den Folgen für die Wildtiere [7].
Wer ist für ein Böllerverbot?
In Umfragen sprechen sich rund 72 Prozent der Österreicher_innen für ein Feuerwerksverbot von Privatpersonen zu Silvester aufgrund von Trockenheit oder Brandgefahr aus. Mehr als 60 Prozent fordern ein komplettes Feuerwerksverbot bzw ein Verbot privater Feuerwerke [1]. Auch viele Umweltverbände und Tierschutzgruppen fordern seit Langem ein Böllerverbot. Viele Supermärkte und Baumärkte verkaufen längst keine Pyrotechnik mehr – zum Schutz der Tiere und der Umwelt [8, 9, 10].
Gibt es nicht bereits ein Raketenverbot an Silvester?
In Österreich sind Silvesterkracher in die Kategorien F1, F2, F3 und F4 unterteilt. Die klassischen Silvesterraketen zählen zu Kategorie F2: Diese sind im Ortsgebiet grundsätzlich verboten. Der/die Bürgermeister_in einer Ortschaft kann diese aber mit einer Ausnahme – beispielsweise für die Silvesternacht – erlauben. Zur Kategorie F1 zählen beispielsweise weniger gefährliche Dinge wie Wunderkerzen – für diese gibt es kein Verbot. Für die Kategorien F3 (Knallkörper, Feuerräder, wirkungsstarke Raketen) und F4 (Feuerwerksbomben) sind gesetzlich Sachkunde (F3) und Fachkenntnis (F4) nötig, um sie benutzen zu dürfen. Das bedeutet, dass hierfür ein staatlich anerkannter Lehrgang notwendig ist oder eine Gewerbeberechtigung zur Herstellung verfügbar sein muss [11].
Warum helfen lokale Böller-Verbotszonen nicht?
In vielen Ortschaften ist das private Feuerwerk verboten (wie beispielsweise in Graz, Wien, Salzburg). Das allein ist aber keine Lösung, da sie den gefährlichen Einsatz von Pyrotechnik meist nur an andere Orte verlagern.
Welche Kosten entstehen Jahr für Jahr durch die Böllerei?
Für die Allgemeinheit ist das Silvester-Feuerwerk sehr teuer. Hohe Kosten entstehen durch die vielen Rettungs- und Notarzteinsätze. Der anfallende Müll bedeutet einen großen zusätzlichen Aufwand für die Stadtreinigungen. Dazu kommen Sachbeschädigungen an Briefkästen, Bushaltestellen und öffentlichen Gebäuden, die an Silvester gehäuft auftreten.
Was ist mit professionellem Feuerwerk?
Professionell gemachtes Feuerwerk sieht toll aus und ist für viele Menschen ein besonderes Erlebnis. Die Gefahren für die Allgemeinheit sind deutlich geringer. Auf diese von Expert_innen durchgeführten Feuerwerke zielt unsere Forderung nach einem Böllerverbot nicht ab. Eine andere Möglichkeit: Immer mehr Städte wie etwa Graz [12], St. Pölten [13] und auch Wien [14] setzen auf Lichtshows als Alternative zum Feuerwerk. Dabei werden spektakuläre Effekte in den Himmel projiziert – ganz ohne Gefahren, Lärm und Umweltverschmutzung.
Quellen:
[2] umweltbundesamt.at: Silvesterfeuerwerk: Zündstoff für die Umwelt
[3] Vienna.at, 21.12.2021: Silvester-Feuerwerke: Wie sieht es in Österreich aus?
[4] leopoldina.org: Saubere Luft: Stickstoffoxide und Feinstaub in der Atemluft: Grundlagen und Empfehlungen
[5] Die Zeit, 29.12.2023: Böllerverbot: Schluss mit dem Unsinn
[6] mdr.de, 11.01.2021: Verzicht auf Silvester-Feuerwerk erspart Tausende Tonnen Plastikmüll | MDR.DE
[7] science.apa.at: Feuerwerk stresst Wildvögel: Graugänse mit Herzklopfen zu Silvester
[8] Krone, 14.12.2023: Penny verzichtet zum Wohl der Tiere auf Feuerwerk!
[9] hofer.at: Presseaussendungen Heute für Morgen
[10] Heute, 21.12.2021: Supermärkte sind raus – wo es heuer Feuerwerke gibt
[11] oesterreich.gv.at: Silvesterknaller/Feuerwerkskörper
[12] graztourismus.at, 02.12.2022: Silvester-Spektakel 2023 am Grazer Hauptplatz I Steiermark
[13] Noen.at, 17.12.2023: Stadtsilvester auf den St. Pöltner Rathausplatz verlegt
[14] wien.orf.at, 17.12.2023: Silvesterpfad: Acht Stationen und kein Feuerwerk